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Oshkosh/Wisconsin USA

Oshkosh 2002 (von Gerd Grimm)

 Bericht über die 50.Luftfahrtschau für Experimental Flugzeuge der EAABericht über die 50.Luftfahrtschau für Experimental Flugzeuge der EAA

Bericht über die 50.Luftfahrtschau für Experimental Flugzeuge der EAA
(Experimental Aircraft Association) in Oshkosh/Wisconsin USA
vom 23.7. - 29.7.2002

Ob fliegenden Rasenmäher oder Ente mit Raketenantrieb, sie bauen einfach alles.

"Welches Flugzeug haben sie gebaut ?", diese Frage haben die Mitglieder der Motorfluggruppe Wilhelmshaven-Friesland, Ulrich Hauptmann, Gerd Grimm, Paul Beckmann sowie Hilbert Wienekamp, die in diesem Jahr das weltgrößte Fliegerspektakel in OSHKOSH/Wisconsin besuchten, immer wieder gestellt bekommen. Ulrich Hauptmann, Organisator der Reise, war bereits zum dritten Mal dabei.

Für eine Woche im Juli/August jeden Jahres wird der Wittmann Regional Airport in Oshkosh (etwa drei Autostunden nördlich von Chicago) zum Mekka der Flugbegeisterten aus aller Welt. Die Ursprünge dieses Ereignisses gehen zurück auf Paul H. Poberezny und eine Handvoll Enthusiasten, die sich 1953 in Milwaukee anläßlich einer jährlich stattfindenden historischen Flugschau trafen, um ihr selbst gebautes Fluggerät vorzuführen und Tips und Tricks untereinander auszutauschen und an Anfänger weiterzugeben. Die wachsende Zahl von Teilnehmern und Flugzeugen zwang 1970 zum Umzug auf einen weniger frequentierten Platz, den man wenige Meilen nordwestlich von Milwaukee fand.

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In diesem Jahr feierte die EAA stolz ihr 50jähriges Bestehen mit einem besonders umfangreichen Flugprogramm. Von Mitte der Siebziger bis Anfang der Achtziger Jahre vollzog sich dann die Wandlung vom rein experimentellen Charakter zu dem, wie sich das Ereignis in der heutigen Form präsentiert: ein Fly-in von Tausenden von einmotorigen Klein-, Geschäfts- und Reiseflugzeugen, geflogen von Privat- und Berufspiloten, Hunderten von sogenannten "Warbirds", wie man die Veteranenflieger aus beiden Weltkriegen bezeichnet, bis hin zum ultramodernen militärischen und kommerziellen Flugzeugen der Gegenwart. Der Verein "EAA" Experimental Aircraft Association zählt gegenwärtig international etwa 177.000 Mitglieder. Präsident ist seit 1989 Tom Poberezny, Sohn des Gründers Paul H. Poberezny.

Allein die teilnehmende Organisation "WARBIRDS OF AMERICA" umfaßt rund 8000 Mitglieder, die als "Heroes" verehrt werden und die es ihrerseits als Verpflichtung ansehen, die historischen Ereignisse für nachfolgenden Generationen lebendig zu erhalten, wofür sie einst als Piloten ihr Leben einsetzten.

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Auf dem geräumigen Flughafengelände (ca. 556 ha) boten vier große Ausstellungshallen einen Überblick über alles nützliche und unnützliche Zubehör rund ums Fliegen. Ein ausgedehnter Flohmarkt für Flugbegeisterte und Schnäppchenjäger sowie ein Basar für gebrauchte Flugzeugteile, alles wohlsortiert und etikettiert vom Vergaser bis zum ganzen Heckteil oder Flügel komplettierten das Angebot für Tüftler und Bastler von Experimentals, wie man offiziell die Klasse der selbst gebauten Flieger bezeichnet.

Täglich fanden zahllose Foren über Flugsicherheit, Weltrekordversuche, Unternehmungen in den Weltraum, sowie literarische Veranstaltungen statt. Workshops, bei denen jeder selbst Erfahrungen auf handwerklichen Betätigungsfeldern wie z.B. Schweißen und Schneiden unterschiedlicher Metalle, Nieten, moderne Holzbau- und neuzeitliche Klebetechnik sammeln konnte, fanden ebenfalls regen Zuspruch.

Damit Kinder nicht um ihr Vergnügen kamen, gab es ein tägliches Veranstaltungsprogramm unter dem Motto "KidsVenture" für die Kleinsten mit allen erdenklichen Spielstationen hin bis zum praktischen Üben mit Fessel-Modellflugzeugen unter Anleitung und anschließender Überreichung der Pilotenschwinge nach erfolgreichem Start und Landung.

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Hauptattraktion für die Tagesgäste war die tägliche, etwa zweieinhalbstündige Flugschau. Nach der Overtüre durch Fallschirmspringer des Liberty Parachute Teams, mit szenisch gezeigtem Sternenbanner und Abspielen der Nationalhymne zeigten die Kunstflug-Asse der USA ihr professionelles Können, zogen Kunstflugstaffeln wie das Aeroshell Aerobatic Team ihre furiosen Kreise, übten die WARBIRDS mit ihren Hurricans/Mosquitos/Spitfire immer wieder nach einexerziertem Drill Verbands-Formationsflug als Begleitschutz für die Bomberveteranen wie Boeing B17/B29/....in Hollywood reifer Choreographie mit simulierten Einschlägen. Dazwischen/danach zeigten die U.S.-Air Force und das U.S.- Marinecorps ihre mächtigen Muskeln vom ohrenbetäubenden Lärm der Senkrechtstarter, AV-8B Harrier bis hin zum neuesten Stealth Bomber B-2B in fast lautlosen Vorbeiflug in niedriger Höhe.

An diesen Tagen wurde der Controll-Tower des Regional-Flughafens wieder zum Dreh- und Angelpunkt des Geschehens mit den meisten Starts und Landungen und ernannte sich stolz selbst "World busiest Controltower". Rund ein halbes Hundert Fluglotsen versahen in mehreren Schichten den Dienst rund um die Uhr.

Das Spektakel zieht einen jährlich größer werdenden Besucherstrom aus aller Welt an. Rund 750 000 Besucher wurden in diesem Jahr gezählt, darunter etwa 2000 internationale Gäste aus rund 80 Nationen von A wie Argentien bis Z wie Zambia oder Zimbabwe. Die zahlenmäßig stärkste europäische Gruppe kam aus Island. Aufgrund der allgemein weltweit ungünstigen Wirtschaftslage rechneten die Veranstalter in diesem Jahr mit einem geringeren intern. Besucheranteil. Die Gesamtzahl blieb jedoch wider Erwarten im Vergleich zu 2001 konstant. Die sicherheitsrelevanten Ereignisse um den 11.September spielten hierbei offensichlich keine Rolle.

Dennoch blieben in diesem Jahr die Australier und Neuseeländer eben aus diesem Grunde aus, die im Vorjahr eigens mit einem gecharterten Jumbo angereist waren.

Dafür kamen mit einer Boeing 747-300 der AIR ATLANTA ISLANTIC 400 Teilnehmer aus Island, die im Laderaum außerdem zwei Oldtimer mitbrachten: eine Pitts S-2-XS TF-ABD und eine restaurierte J-3 Piper Cub TF-CUP.

Für den ständig anschwellenden Besucherstrom war die Unterbringungsfrage so einfach wie genial gelöst worden (denn Hotelbetten sind in Oshkosh und Umgebung Mangelware und schon Monate vorher ausgebucht): wer mit dem Privatflieger anreiste campierte unter den Flächen seines mitgebrachten Fluggeräts und für die anderen gab es jede Menge Stellfläche auf Campingplätzen mitten im Ausstellungsgelände. Für alle sonstigen Besucher aus nah und fern wurden die Unterbringungsmöglichkeiten auf dem Campus der Universität von Wisconsin zu einer äußerst günstigen Rate angeboten, denn im Veranstaltungszeitraum waren gerade Semesterferien. Transportprobleme gab es nicht. Ein Shuttle Bus Service verkehrte zwischen Unterbringungsort und Ausstellungsgelände in dichter Zeitfolge von frühmorgens bis spätabends.

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Was die Organisation angeht, haben die Veranstalter ein dickes Lob verdient. Nicht nur das alle Veranstaltungen wie ein Uhrwerk abliefen, auch für das Wohl der vielen Besucher war alles bedacht worden. Ausreichend Parkplätze, eine wohldurchdachte Verkehrsführung, um den morgendlichen Andrang und das abendliche Verlassen des Geländes so reibungslos wie möglich zu abzuwickeln. Für die dringenden menschlichen Bedürfnisse waren jede Menge Toiletten
(etwa 800) batterieweise aufgestellt, die mehrmals täglich gereinigt und zum Nulltarif angeboten wurden; ebenfalls kostenlose Benutzung der Windelwechselstationen einschl. Bereitstellung der Windeln für die jüngsten Besucher, kostenlose Bereitstellung von fahrbaren Trinkwasserentnahmestellen sowie ausreichend Rastmöglichkeiten für müde Füße. Alles war im Eintrittspreis inbegriffen.

Da empfahl sich für den Tag nur noch gutes Schuhwerk, eine Kopfbedeckung, einen Klappstuhl, Trinkwasserflasche sowie ein wirksames Sonnenschutzmittel und .....Ausdauer.

Und was für europäische Verhältnisse verwunderte: nirgends wo ein Schnipsel Papier, keine weggeworfenen Getränkedosen oder Verpackungsmüll von Hamburgern oder ähnlichem.

Die Disziplin der Besucher war bemerkenswert, und die Verantwortlichen legten ein großes Augenmerk darauf nach dem Slogan "Protect our Planes" (schützt unsere Flugzeuge) !

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Überall spürte man, daß das Fliegen hier ein nationales Anliegen aller Gesellschaftsschichten in den USA ist. Lang war die Liste der Ehrengäste aus Politik und von U.S. Behörden, allen voran die Federal Aviation Administration (FAA), vergleichbar dem Luftfahrtbundesamt. Der Besuch der jährlich wiederkehrenden EAA wird aus Überzeugung als Pflichtveranstaltung angesehen.

Auch die Aufstellung der Namen der "Special Guests", ernannte Mitglieder der Nationalen Ruhmeshalle für Luftfahrt, las sich wie eine Ehrentafel: Chuck Yeager, der als erster Mensch schneller als der Schall geflogen ist, und Burt und Dick Rutan, die u.a. die inzwischen legendäre Voyager konstruierten und damit 1986 nonstop die Erde umrundeten sowie viele andere Flugpioniere, die Geschichte geschrieben haben.

1992 wurde das Programm der "YOUNG EAGLES" ins Leben gerufen, welches zum Ziel hat, bei jungen Menschen das Interesse am Fliegen zu wecken und das reizvolle Gebiet der Luftfahrt näher zu bringen. Mit durchschlagenden Erfolg: mehr als 800 000 junge Menschen haben seit dieser Zeit ihr erstes Flugerlebnis durch diesen Programm erfahren.

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In der eigens gegründeten "AIR ACADEMY LODGE" auf dem benachbarten historischen Fluggelände des Pioneer Airports, werden Jugendliche an die "Aviation" herangeführt, was den späteren Einstieg in eine Ausbildung an einer Fachhochschule oder Universität erleichtern soll. Ein Muß auf dem Programm ist ein Besuch des EAA AIRVENTURE MUSEUM, eine Einrichtung, die seit 1983 besteht. Schwerpunkte im EAA Jubiläumsjahr waren u.a. eine vielfältige Darstellung der fünzigjährigen Geschichte der EAA und die Präsentation der Druckkapsel, mit welcher der Milliadär und Abenteurer Steve Fossett mit seinem Gasballon im Juli 2002 die Erde umrundete sowie die Vorstellung des neuen Super Kampfjets F-22 Raptor als 1:1 Modell.

 

Die Gesamtzahl aller an der diesjährigen Veranstaltung beteiligten Flugzeuge liest sich wie eine Seite aus dem Guiness-Buch der Rekorde: 10.000 Flugzeuge (von angereisten Gästen und Teilnehmern)
2.500 Flugzeuge (als Teilnehmer an den Flugschauen und Ausstellungen)
darunter
ca. 750 Eigenbau Flugzeuge
(darunter der erste raketengetriebene Entenflügler XCOR EZ-Rocket)
ca. 560 historische und klassische Flugzeuge sowie Nachbauten
ca. 410 zeitgenössische kommerzielle/militärische Flugzeuge aller Art
ca. 220 Ultraleichtflugzeuge
ca. 140 Wasser- und Amphibienflugzeuge
ca. 20 Kunstflugzeuge
ca. 400 Warbirds (Flugzeugveteranen Weltkrieg I/II)

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Die Veranstalter waren rundherum zufrieden mit dem unfallfreien Verlauf der Jubiläumsveranstaltung, die ohne die Unterstützung der ca. 4500 freiwilligen Helfern gar nicht darstellbar gewesen wäre.
Der Countdown für die Veranstaltung im nächsten Jahr (29. Juli - 4. August 2003) läuft bereits und wird unter dem Motto der 100jährigen Wiederkehr des ersten motorgetriebenen Fluges der Brüder Wilbur und Orville Wright in Kitty Hawk im Jahr 1903 stehen.

Wer also Lust hat, etwas Spektakuläres zu sehen und zu erleben, dem emphiehlt sich eine Reise nach Oshkosh.

Webadresse: www.eaa.org

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